Muss es wirklich Hochleistungsmehl sein?

Mehl als Schicksalsfrage?

Jeder, der in verschiedenen Backgruppen bei Facebook unterwegs ist, kennt Posts wie diesen (der in dem Fall frei erfunden ist): “Hilfe! Ich möchte das Pane di Biancaneve backen, aber mir fehlt das Tipo 0 von der Fattoria Aisettenani in Dietrolemontagne. Was könnt Ihr mir als Alternative empfehlen?” Wahrscheinlich würden viele professionellen Bäcker über solche Fragen nur den Kopf schütteln, aber in der Hobbybäckerszene gibt es so manchen, den solche Fragen umtreiben. Und so manchen, der darauf tatsächlich kompetent Antworten geben kann. Denn Hochleistungsmehl ist bei vielen schwer angesacht.

In der Tat ist nicht jedes Mehl beispielsweise für eine lange Gare gut geeignet. Und in der Tat lassen sich die aktuell beliebten großen Poren nur mit Mehlen erreichen, die viel Protein enthalten. Protein, das heißt bei Mehl Gluten, also der Stoff (oder viel mehr die Stoffe, denn es geht um zweierlei Glutene), der für die Bindigkeit des Teiges sorgt.

Für monströse Poren braucht es Hochleistungsmehl.

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Viele hinterfragen den Zweck von solch monströsen Poren – für Leberwurst oder gar feste Butter sind solche Brote ja in der Tat nicht geeignet. Umso leckerer sind sie beispielsweise zum Dippen oder als Grillbeilage. Und absolut fraglos braucht es einiges an Wissen, Erfahrung und Handfertigkeit, um ein Brot herzustellen, dass vor allem aus großen Löchern besteht. Das kann wohl jeder bestätigen, der sich daran mal versucht hat. Und es braucht das richtige Mehl. Mehl aus Getreide, das auf mitteleuropäischen Feldern eher nicht wächst. Deutsche Mehle stehen mithin – bis auf sehr wenige Ausnahmen – eher nicht auf der Liste für solche Brote.

Stattdessen stammen die Mehle, die sich für großporige Backwaren eignen, oft aus Italien, mitunter aus Kanada (Stichwort: Manitoba) oder fallweise auch aus Ungarn. Und dann geht es in aller Regel auch nicht um die im Supermarkt erhältlichen Feld-Wald-und-Wiesen-Mehle aus diesen Ländern, sondern Produkte aus winzigen Mühlen, die sich – wenn überhaupt – nur auf verschlungenen Pfaden und im Zweifel minimal im 25-Kilo-Sack beschaffen lassen. Die aber den Ruf genießen, der einzig glücklich machende Stoff für große Poren zu sein.

Ja, es macht Spaß, am Rande des Machbaren zu experimentieren, die Grenzen auszuloten und sich (und anderen 😉 ) zu beweisen, dass man die Mischung aus Wasser, Mehl, Salz und Triebmittel virtuos zu handhaben weiß.

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Neu ist der Trend nicht, und er hat auch nur den zu französischen Spezialmehlen abgelöst, die ja mittlerweile fast selbstverständlich in den Vorräten vieler Hobbybäcker zu finden sind. Und es ist auch nicht der einzige Trend, der in dieser Hinsicht zu beobachten ist: Auch Urmehle aus fernen Gefilden finden immer mehr Freunde – denen es nichts ausmacht, für das Kilo Mehl 6 Euro auszugeben.

Muss das sein?

Ja, es macht Spaß, am Rande des Machbaren zu experimentieren, die Grenzen auszuloten und sich (und anderen 😉 ) zu beweisen, dass man die Mischung aus Wasser, Mehl, Salz und Triebmittel virtuos zu handhaben weiß. Und es hat etwas von Sterneküche, mit Zutaten zu hantieren, die schwer zu beschaffen sind. Liest man nicht ständig, es komme auf ein qualitativ hochwertiges Ausgangsprodukt an? Das mit 20 Euro Liefergebühr in Österreich bestellte ungarische Mehl gibt einem sicher das warme Gefühl, ein echtes Highend-Produkt gesucht und gefunden zu haben. Dazu noch handwerkliches Können… Was da aus dem Ofen kommt, ist wahrhaft exklusiv. Und in aller Regel nirgendwo im Laden zu haben.

Zweifel sind erlaubt

Und trotzdem kommen Zweifel am Trend zum Hochleistungsmehl aus fernen Landen auf. Denn für viele ist Backen ja einmal zum Hobby geworden, weil man wissen möchte, was im Brot ist. Weil man kein Brot auf dem Tisch haben möchte, das 600 Kilometer hinter sich gebracht hat. Weil man nah an der Natur bleiben möchte. Nah am Einfachen. Vielleicht auch, weil es befriedigend und faszinierend zugleich ist, aus so einfachen Zutaten wie Mehl, Wasser und Zahl etwas Besonderes zu machen, das doch kaum an Alltäglichkeit zu überbieten ist: Brot. Brot, das besser ist, als bei vielen Bäckern. Leider.

Aber sind Urmehle aus Sizilien noch eine einfache Zutat? Erfüllt ein Mehl, das 2000 Kilometer oder mehr hinter sich hat, ökologische Mindestkriterien, selbst wenn es ein Biolabel trägt? Und entspricht es dem Hobbybäckergedanken, mit so exklusiven Ingredenzien zu backen? Oder gehört es nicht viel mehr zum Brotbacken, dass sich ein unverwechselbares, außergewöhnliches Brot aus überall erhältlichen, ganz normalen Zutaten herstellen lässt?

Ist das nicht das eigentliche Ziel? Wie viele mag es geben, die die Zimtnote in diesem einen Semola tatsächlich herausschmecken, das gerade überall hochgelobt wird? Wäre es nicht viel sinnvoller, aus einem einfachen heimischen Dinkel das Beste hervorzulocken? Und es – wenn möglich – in einer kleinen regionalen Mühle zu kaufen? Nicht selten haben die auch besondere regionale Mehle Angebot –  von alten Dinkelsorten über Gelb- oder Rotweizen bis hin zu Außergewöhnlichem wie Dickkopfweizen.

Sicher. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Neugierde auf Neues können wir gut nachvollziehen. Erst recht die Lust am Experimentieren. Aber oft fehlt uns dieses Hinterfragen. Und irgendwie ist dieser Run auf exklusive Zutaten auch ermüdend. Und in gewisser Weise unsportlich. Zumal er auf Menschen beschränkt bleibt, die sich teure Mehle leisten können.

Und was sagt ihr?

Geht Euch das auch so? Oder findet Ihr solche Überlegungen überflüssig? Was denkt Ihr über Hochleistungsmehl aus fernen Landen? Schreibt uns, was Ihr dazu denkt. Wir freuen uns auf eine lebendige Diskussion.


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22 Kommentare

  1. Biggi

    Ich backe seit Jahren schon mit Mehl aus der Mosen-Mühle, einer regionalen Wassermühle im Brohltal (kleines linksrheinisches Nebental). Die Mehle sind zwar nicht Bio – aber aus regional angebautem Getreide. Bio wird in der Mühle nur als ganzes Korn und in Demeterqualität angeboten. Vollkornmehle und Schrote (oder Flocken) mache ich daher grundsätzlich selbst mit einem normalen Haushaltsgerät. Ich erziele mit dem regionalen Mehl recht brauchbare Ergebnisse (siehe BmF / BiggisBackstube bei Insta) . Falls mir tatsächlich mal eine Sorte Mehl ausgeht (… gerade passiert mit 550er, weil Mühle geschlossen und die Müller-Familie im verdienten Urlaub…), dann greife ich auch mal auf eine Tüte aus dem Supermarkt zurück … oder plane um und backe mit Mehl was ich habe. Im Supermarkt gibts deutliche Unterschiede beim Mehl, aber der Proteingehalt ist auf jeder Mehlpackung ausgewiesen und wenn man weiß, dass mehr Protein auch mehr Gluten beeinhaltet, dann weiß man auch, welches man dann im Notfall mitnehmen sollte …
    Den Hype mit Spezialmehlen sollte man m.E. als Hobbybäcker nicht so verbissen verfolgen. Es gibt für jede Mehlsorte i.d.R. auch eine brauchbare Alternative. Gerade wenn man Brot nur für einen kleinen Haushalt backt, braucht man auch nur kleine Mengen Mehl. Wenn man das Mehl nicht in der Nähe kaufen kann, muss man zwangsläufig Online bestellen und DAS ist dann wieder mit unnötigen Transportwegen und höheren Kosten verbunden. Wenn ich (z.B. im Urlaub) zufällig mal eine Mühle oder einen Laden finde, wo es interessante Mehle in überschaubaren Mengen zu kaufen gibt, nehme ich mir dann gerne auch eine Tüte mit und experimentiere zu Hause mit diesem Mehl. Ich hoffe, dass die kleine Mühle im Brohltal noch recht lange ihren Betrieb erhalten kann …

    • Grit

      Liebe Biggi, danke für deinen Bericht und deine Sicht auf das Thema. Wir finden auch, dass kleine Mühle unterstützt werden sollten. Es ist ja auch ein kulturelles Erbe, dass wir pflegen müssen, wenn es in 10 Jahren noch solche Mühlen geben soll.
      Dir noch weiterhin viel Spaß beim Brotbacken.
      Beste Backgrüße Grit

    • Eva

      Liebe Biggi,
      mir geht es auch so, dass ich einfach gerne bei kleinen Mühlen kaufe. Ich liebe es zu entdecken, was sich alles für Schätze in ihren Regalen verbergen, einen Plausch mit dem Müller oder der Müllerin zu halten und Neues zu entdecken. Hier in Baden-Württemberg sind wir da allerdings auch echt privilegiert: es gibt noch unheimlich viele kleine Mühlen. Und es gibt viele Landwirte, die ungewöhnliche Sorten anbauen. An Gelbweizen komme ich hier ohne Umstände. Schon alleine deshalb möchte ich weit überwiegend mit normalen Mehlen oder regionalen Sorten backen. Auch wenn ich es immer wieder spannend finde, mit Mehlen aus anderen Ländern zu experimentieren. Nur das Online-Bestellen mag ich dabei nicht. Da fehlt dann einfach auch die Geschichte zum Mehl 🙂 Ganz abgesehen von den Transportkosten für Umwelt und Geldbeutel, den meist üblen Arbeitsbedingungen für Transporteure und den Verpackungsmüll.
      Viele Grüße, Eva

      • Biggi

        Hallo Eva,
        ja … bei den zahlreichen Mühlen in BW da könnte man glatt neidisch werden …
        hier im nördlichen Rhld-Pfalz sind die Mühlen leider eher SEHR rar gesät … in Wohnortnähe hatten wir vor 30 – 40 Jahren noch 4 Stück … inzwischen sind sie alle geschlossen und produzieren nicht mehr … Online-Einkäufe versuche ich auch so lange es geht zu vermeiden.
        Viele Grüße, Biggi

    • kai

      Hallo Biggi,
      da Stimme ich voll zu, die Mehle von der Mosen-Mühle sind klasse.
      Alles ausser Vollkornmehlen kommt nur noch von da.

  2. Achi

    Tja …

    die Fragen aller Fagen. Da ich inzwischen nur noch mit zertifziertem, auch backstarken aber auch nicht viel günstigerem Bio-Mehl backe, mit dem ich sehr zufrieden bin und auch gute, auf jeden Fall vergleichbare Ergebnisse erziele, interessiert mich das ChiChi um das ganze “Masterclass”- Getue ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr. Aber ich nehme an, wer eine 10 EUR “günstige” Kippdiele braucht, weil ein bestimmter Stempel drauf ist, braucht auch ganz sicher das zugehörige Mehl um glücklich zu sein … 🙂

    … liebe Grüße und frohes Backen

    Achi

    • Grit

      Lieber Achi,
      vielen Dank für deine Meinung. Ach ja, die Kippdiele: du hast Recht, eine ohne Beschriftung ist schwer zu bekommen, fast hoffnungslos. Ich verstehe persönlich auch nicht, warum da was drauf stehen muss. Meine Lösung: Ich habe mir von meinem Schwiegervater eine machen lassen, ganz ohne Werbung 😉👍🏻. Und jetzt weiß ich, wie so etwas gemacht wird, auch ein Zugewinn und regional wie mein Mehl…, so die Kurve wieder zum Thema.

      Wir wünschen dir auch noch fröhliches Backen. Beste Backgrüße Grit

    • Eva

      Lieber Achi,
      genau darum geht es mir: um das Gefühl, dass solche Sorten viel mehr Lifestyle sind als Handwerk. Manchmal hab ich das Gefühl, es geht eher um Konsum und Exklusivität als um ein Geschmackserlebnis. Und um Selbstdarstellung… Die erwähnte Kippdiele hab ich trotzdem. Aber pssst 😉 (die ist übrigens supergut, weil so schön dünn 🙂
      Viele Grüße, Eva

      • Achi

        Liebe Eva,

        lächelt … klar. Hab Freude an der Kippdiele 🙂
        Aber ich habe das Gefühl, dass du trotzdem umrissen hast was ich zum Ausdruck bringen wollte … Letztendlich geht es um ein alltägliches Lebensmittel, dass wir (bzw. zumindest ich) wieder so gut und naturnah als möglich herstellen wollen denk ich mal. Nicht mehr oder weniger.

        Liebe Grüße und frohes Backen
        Achi

        • Eva

          Absolut, Achi, da sind wir uns völlig einig. Ich experimentiere gerne mal, aber Kern des Hobbys ist es für mich, mit normalen Mehlen Leckeres zu zaubern 🙂 Und unsere großartige Mühlenkultur zu erhalten.
          Auch Dir immer eine Handbreit Teig unter den Fingern 🙂
          Liebe Grüße, Eva

      • Budenzauber

        Hallo an Eva und Achi,
        ich denke ihr habt was wichtiges herausgearbeitet: es geht um Perfektionismus und in Verbindung damit in gewissem Maße um Exklusivität und vor allem auch um Wohlstand, der aber normalisiert wird.

        Und das ist eine Frage des geschickten Marketings, mit dem Hobby-Bereiche hervorragend gekapert wurden. Man denke an die Popularität von Globetrotter und anderen Outdoorausrüstern. Wer kann heutzuage Regenjacken für unter 190€ tragen kann, um in der Stadt zur U-Bahn zu laufen oder auf dem Dorf den Hund auszuführen? – in dem Fall natürlich auch Wanderschuhe für 150€ vonnöten!
        Oder der Yoga-Boom. Bevor man erstmal loslegt braucht man diverse Kissen, Bücher, Räucherstäbchen usw.

        Und ein gutes Brot mit offener Porung, ja dafür braucht es erstmal dieses und jenes Mehl. Sonst kannst Du es eigentlich gleich vergessen.

        Hobbies zeigen mehr als man denkt eigentlich wie Wohlstand in der Gesellschaft verteilt ist. Viele Leute backen, aber alle unter sehr unterschiedlichen Bedingungen und Möglichkeiten.
        Manche können sich halt 10€/kg Mehle leisten , ihre Hobby.Backstube in den Keller des Eigenheims stellen und andere halt nicht. Andere können auch keine 2, oder 1,50€ für Mehl ausgeben und können auch mit Supermarkt-Mehlen gutes Brot backen.

        Denen muss man den Hokus-Pokus gewissermaßen nicht entzaubern, weil es eh nicht im Rahmen des Möglichen ist.
        Ich finde es gut auch auf diese Dimension einen Blick zu haben, wenn man die Luxusseiten eines Hobbies hinterfragt 🙂

        • Grit

          Hallo,
          da sprichst du interessante Aspekte an. Hobby als Luxus …

          Obwohl ich persönlich ohne Schickschnack mit Qigong angefangen habe zu Beginn der Corona-Zeit, vielleicht auch weil es online war. Kann sein, das ein Präsenz anders gewesen wäre. Aber ich halte es beim Backen auch so, nur das Nötigste, nie alles, was ich mir leisten könnte. Und ich kenne viele, die das auch so halten. Aber ich kenne auch Einige, die erst die Ausstattung kaufen, um dann festzustellen, dass Brotbacken nichts für sie ist. Oder dass eine Touriermaschine für 2x im Jahr Croissantmachen zu überdimensioniert ist. Ich habe mir angewöhnt, 2-5 Tage zu warten, wenn ich etwas Neuen kaufen möchte und jeden neuen Tag hinterfrage ich, ob ich das, was ich kaufen will, wirklich brauche. Wenn ich dann nach 5 Tagen immer noch ja sage, dann ist es OK.

          Bei Mehl mag ich keine langen Wege, möchte Bio und regional oder Mehle, die durchgecheckt worden sind. Aber du hast Recht. Wir können so reden, weil wir es uns leisten können.

          Also, meinst du Brotbacken ist das neue Golfen?

          Erst einmal beste Backgrüße
          Grit

          • Budenzauber

            Hallo Grit,

            was ich eigentlich sagen wollte, ist dass es ein Spektrum gibt und die Außenwahrnehmung ist vlt. dass das Luxuriöse überwiegt und natürlich auch Beginnern Druck machen kann in die Richtung zu gehen, weil es dann als Standard gesetzt wird. Aber so richtig wissen, ob das jetzt stimmt, tu ich natürlich nicht. Es gibt ja nur Einsichten in den diversen Facebookgruppen und bei den Bloggern. Und da ist natürlich klar, das verkauft sich alles medial besser, wenn es schicke Fotos sind, wenn die Mehle was exklusives haben und so.

            Aber. Wer es sich leisten kann bei bon’gu zB Mehle zu kaufen, soll es doch tun. Wer sich einen Mallorca oder Alpenbackkurs leisten kann, kann es ja tun. Ist ja Win-Win. Steht kein Konzern hinter, sondern Einzelne. Von daher alles gut, außer es zeigt sich halt auch dort, wer sich was leisten kann oder nicht.

            Und grade Bon’gu schafft es mE sehr gut so ein Feelgood-Feeling zu verkaufen, was meines Erachtes auch idealtypisch für diesen Kommerzialisierungsprozess steht. Und wer jetzt mit Discountermehl backt wird ja in Foren auch nicht angegangen, das passiert ja eher wenn man ein Rezept mit 40g Frischhefe einstellt 🙂

            Golfen hat ja glaub ich mittlerweile auch vom Elitären verloren, da kostet der Tag aufm Golfplatz mitunter vlt. auch nicht so viel.
            Wie überall gibt’s halt verschiedene “Standards” die man sich leisten können muss oder halt nicht.

            Grüße

          • Grit

            Es ist immer unser kleiner Ausschnitt auf die Welt, den wir sehen. Immer alles persönlich, objektiv ist da nie so wirklich möglich. Golfen ist in Deutschland doch eher noch elitär. In anderen Ländern ein Volkssport. Also, auch andes gesehen. In Großbritannien könnte man beim Wandern jedem Golfplatz durchqueren, das Rotwild würde darauf gehalten oder auch Schafe. Sowas wäre hier undenkbar. Oder was sagt deine Wahrnehmung? Bei Mehlen ist es auch so, was für den einen Standard ist, mag für den anderen unerschwinglich sein.Oft zählt da einfach nur der Blick in die eigene Welt und die der anderen.

            Und ich finde es immer wichtig, dass das was man tut, das was an zum Backen benutzt, zu einem selbst passt und das man es ab und an wieder hinterfragt. So, dann gehe ich mal wieder backen :-). Heute gibt es Sauerteigbrote.
            Beste Backgrüße Grit

  3. Harald Ottke

    Hallo,
    meine persönliche Meinung hierzu ist, dass der Unterschied zwischen z.B. 550 und 00 nur marginal ist, aber dennoch vorhanden. So haben wir lange nach einen “wirklich” gutem Pizzateigrezept gesucht, und sind irgendwann fündig geworden. Es ist ein Sauerteigrezept das 00 empfiehlt, und zumindest “gefühlt” ist die Pizza mit dem Marino Mulino Tipo 00 noch etwas besser. Es ist bestimmt auch eine Glaubensfrage, und was man selber fühlt………., aber warum sollte ein deutsches 550 dem italienischem 00 nachstehen?

    Viel wichtiger ist doch die Tatsache qualitativ hochwertige Mehle zu kaufen, und die bekommt man halt nicht für 0,29€/kg im Billigdiscounter. Meine persönliche Erfahrung ist, dass man auch die Biomehle 1-1,5€/kg von allen Discountern in dem Regal stehen lassen sollte, und sich lieber eine “gute” Mühle suchen sollte, und dort sein Mehl auf Vorrat kauft. Meine Backwaren und Sauerteige sind mit diesen Mehlen wirklich “um Welten” besser geworden. Die Teige werden fluffiger, gehen viel mehr auf, und haben hierdurch eine größere Porung. Ich bin kein Müller, aber dies hat wahrscheinlich mit dem höheren Kleberanteil zu tun, was die gute Mühle aus den Mehlen rauskitzelt.
    Ohne einen Vorteil dadurch zu haben, ich bin nach nach einem kurzen Zwischenstop bei der DRAX-Mühle (hier ist leider der Onlineshop wegen zu hohem Bestellaufkommen oft geschlossen), bei der Biomühle Eiling gelandet.

    Frohes Backen, und immer neugierig bleiben………..

    • Grit

      Lieber Harald,

      vielen Dank für deine Meinung. Die Diskussion zum Thema geht weiter.

      Beste Backgrüße Grit

    • Achi

      Hallo Harald,

      eine ausgezeichnete Wahl meiner Meinung nach. Ich benutze inzwischen auch überwiegend Mehle der Eiling-Mühle. Insbesondere das neue helle Manitoba-Mehl steht den “üblichen Verdächtigen” (die an bestimmter Stelle mittels bildhafter Sprache eher mit erotischen Vorzügen als mit stichhaltigen Daten für den Verkauf angepriesen werden) mit einem Proteingehalt von 14,6 % und einem W-Wert von 380 in nichts nach. Schon mit dem hellen und dunklen backstarken Weizenmehl kann man mit etwas Erfahrung (die man i.d.R. immer auch braucht) ausgezeichnete Artisan-Brote backen. Allerdings hat auch hier, wie es auch sein soll, Qualität ihren fairen Preis. Insofern ist es eigentlich auch “Hochleistungsmehl” 🙂 … aber zertifiziertes Bio – Mehl aus einer aus meiner Sicht beispielhaft agierenden Mühle, was mir inzwischen sehr wichtig ist.

      Liebe Grüße an Alle und frohes Backen
      Achi

    • Eva

      Lieber Harald,
      es gibt ganz unbestreitbar Anwendungen, bei denen man mit “normalen” Mehlen nicht weit kommt. Um lange Garen wie bei Pizzateigen mitzumachen, braucht ein Mehl nun mal bestimmte Eigenschaften, sonst haben die Enzyme dem Gluten den Garaus gemacht, bevor der Teig den Ofen sieht. Und auch Teigausbeuten von 200 oder darüber sind mit deutschen Mehlen wahrscheinlich nicht machbar. Und sowas mal auszuprobieren und damit Erfahrungen zu sammeln, hat ja was mit der von Dir empfohlenen Neugierde zu tun 🙂 Und ganz ehrlich: Ich mache auch gerne Nudeln. Und die schmecken uns aus Hartweizen nun mal am besten – auch wenn der leider Gottes nicht in Deutschland wächst.
      Viele Grüße,
      Eva

  4. Lutz

    Danke für die Anregung rund um dieses Thema. Ich hatte das auch ab und zu im Newsletter angerissen.
    Ich bin ein Freund davon, mit regionalem Mehl zu arbeiten und durch Umbau der Rezeptur das beste aus diesem Mehl herauszuholen. Es gibt aber Gebäcke, die nach spezielleren Mehlen verlangen, etwas das perfekte Croissant oder Panettone. Es kommt natürlich auch auf die Ansprüche an. Croissant und Panettone gelingen auch mit 550er aus Deutschland. Der Poren-Hype geht mir allerdings gegen mein ökologisches Gewissen. Grobe Porung gern, aber wenn ich Hochproteinmehle aus aller Welt einkaufen muss (Transportwege, Stickstoffdüngung etc.), um noch ein Foto einer noch größeren Pore in die sozialen Medien stellen zu können, dann hört mein Verständnis dafür auf. Ich beziehe für Spezialgebäcke einmal im Jahr Mehl aus Italien (eben Panettone), aber alles andere lässt sich auch hervorragend mit Mehlen aus hiesiger Produktion umsetzen.

    Die nächste Frage in dieser Diskussion: konventionell oder bio? Bio ist bei einer vergleichbaren Weizensorte immer kleberschwächer/-ärmer als konventionell. Auch hier muss jeder Hobbybäcker abwägen, ob ihm die nachhaltige Ackernutzung oder das Brotvolumen wichtiger ist.

    Meine Priorität:

    1. Bio (egal ob zertifiziert oder nicht)
    2. Regional
    3. Klebergehalt/Kleberqualität/Sorte

    • Grit

      Lieber Lutz,

      deine Prioritäten können wir gut nachvollziehen. Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema. Es ist immer wieder ein persönliches Aushandeln, was auf der Liste wichtiger wird. Indem wir darüber reden, es verbreiten, haben Hobbybäcker_innen die Möglichkeit, ihre eigenen Prioritäten zu hinterfragen. Und noch einmal darüber nachzudenken, was damit verbunden ist.

      Dir weiterhin viel Spaß bei deinen Projekten und beste Backgrüße Grit

    • Eva

      Lieber Lutz,
      bio oder nicht bio ist eine gute Frage, über die ich immer wieder nachdenke. In kleinen Mühlen höre ich immer wieder, dass die Bio-Zertifizierung teuer und langwierig ist. Und dass die Landwirte, von denen die Mühlen ihr Getreide bezögen, durchaus nach Biokriterien produzierten, aber die Zertifizierung scheuten – auch, weil es oft Nebenerwerbslandwirte seien. Ich kann das im Einzelfall nicht nachprüfen. Aber man hört es immer wieder. Und deshalb rangiert bei mir regional aus Mühlen, die ich kenne, vor bio. Jedenfalls eindeutig vor bio aus dem Biosupermarkt. Aber vielleicht lässt sich das auch leichter sagen, wenn man im mühlenreichen Baden-Württemberg sitzt…
      Viele Grüße, Eva

      • Lutz

        Ja, deshalb habe ich auch geschrieben, dass mir die Zertifizierung egal ist. Wenn ich den Bauern kenne, ihm vertraue und weiß, wie er arbeitet, dann braucht es das Zertifikat nicht. Das Zertifikat braucht es nur, wenn der Abstand zwischen Konsument und Produzent (zu) groß ist.

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